Garten des Sonnengesangs

Der Sonnengesang ist der bekannteste Text des „Troubadours aus Assisi“ (Franziskus) und zählt aufgrund seiner dichterischen Gestalt und seines Inhalts zur Weltliteratur. Er entstand in altitalienischer Sprache im Winter 1224/25, als Franziskus krank in einer Hütte bei San Damiano lag. Nach späteren Quellen fügte Franziskus die Friedensstrophe hinzu, um einen Streit zwischen dem Bischof und dem Bürgermeister von Assisi zu schlichten. Die Strophe über „Schwester Tod“ verfasste er, als er selbst dem Tode nahe war. Das Gebet ist nicht nur eine Hymne auf Gottes gute Schöpfung, sondern fordert uns auch heraus in unserem Verhalten zur Welt und in der Annahme von Krankheit und Sterben.

Im Garten des Sonnengesangs, dem ehemaligen Klostergarten, sind die einzelnen Stationen des Sonnengesangs symbolisch dargestellt. Aus den jeweils daneben stehenden Tafeln ist ersichtlich, an wen der Lobpreis adressiert ist.

Das erste Element, das gleich beim Betreten des Gartens ins Auge fällt, ist die Sonnenuhr, die je nach Tageszeit gut sichtbar ihre Schatten wirft.

Auf einem kleinen Weg entlang an bepflanzten Beeten gelangt man danach zum Element Wasser, dargestellt in einem Wasserbecken mit Steinen und einem Springbrunnen.

Der Weg zum Element Erde, der nun nahe an der Außenmauer des Klostergartens verläuft, führt an einer Marienstatue vorbei. Das Element Erde wird in einer gemauerten Kräuterschnecke verkörpert, die durch die unterschiedlichen Kräuter einen sehr schönen Anblick bietet.

An der Feuerschale vorbei geht es weiter zum Element Wind, das als Windspiel dargestellt wird. Besonders an schönen Tagen ist die positive Wirkung des Windes gut wahrnehmbar.

Schließlich folgen in der hinteren Ecke des Gartens die letzten Stationen, Tod und Frieden. Der Tod wird symbolisiert durch einen Grabstein, der ehemals Teil des Grabes der verstorbenen Franziskaner im Nackenberger Friedhof war.

Eine Bank zum Ruhen beschließt den Garten des Sonnengesangs. Dieser Bereich steht in engem Bezug zu Leben und Fröhlichkeit, da der Garten des Sonnengesangs unmittelbar an den Außenbereich des Kindergartens angrenzt.

(Quelle: Kirchenführer von St. Antonius)

Franziskus

Kräuterschnecke

Windspiel

Höchster, allmächtiger, guter Herr, dein sind das Lob, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen. Dir allein, Höchster, gebühren sie, und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.

Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen, zumal dem Herrn Bruder Sonne, welcher der Tag ist und durch den du uns leuchtest. Und schön ist er und strahlend mit großem Glanz: Von dir, Höchster, ein Sinnbild.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Mond und die Sterne; am Himmel hast du sie gebildet, klar und kostbar und schön.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken und heiteres und jegliches Wetter, durch das du deinen Geschöpfen Unterhalt gibst.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Wasser, gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Bruder Feuer, durch das du die Nacht erleuchtest; und schön ist es und fröhlich und kraftvoll und stark.

Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.

Gelobt seist du, mein Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen und Krankheit ertragen und Drangsal. Selig jene, die solches ertragen in Frieden, denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt.

Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, den leiblichen Tod; ihm kann kein Mensch lebend entrinnen. Wehe jenen, die in tödlicher Sünde sterben. Selig jene, die er findet in deinem heiligsten Willen, denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.

Lobt und preist meinen Herrn und dankt ihm und dient ihm mit großer Demut.

 

Aus: Franziskus-Quellen

Ein Hinweis am Ende: Im Italienischen unterscheiden sich manche Worte im Geschlecht gegenüber der deutschen Sprache. Die Übersetzung „Bruder Sonne“, „Schwester Mond“ usw. ist also korrekt – auch wenn wir es im Deutschen genau umgekehrt sagen würden, weil bei uns „die Sonne“ feminin ist, „der Mond“ maskulin etc.